Psychosomatik – das bildest Du Dir nicht nur ein!

Was bedeutet Psychosomatik

Psychosomatik ist kein Krankheitsbild, keine Diagnose und auch keine spezielle Behandlungsmethode, sondern eine „Betriebsanweisung für dein individuelles ICH“. Sie betrachtet Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und sozialen Faktoren, nicht nur als Ursache der Symptome, sondern nutzt diese für ihre Bewältigung.

Kein Mensch ohne Psychosomatik! Keine Erkrankung, kein Symptom ist rein körperlich oder rein psychisch, es ist immer ein Wechselspiel zwischen beiden Systemen. Die Psyche, bzw. die Gedanken beeinflussen das Körperempfinden und das Körperempfinden wiederum unsere Gedanken, bzw. die Psyche. Deshalb sollte auch die Diagnostik und die Therapie beide Systeme gleichermaßen berücksichtigen.  

Am Anfang steht oft erst der Körper

Wenn nach zahlreichen Arztbesuchen und Untersuchungen keine körperliche Ursache festgestellt werden konnte, steht oft im Raum, dass die vorliegenden Symptome „psychosomatisch“ sein könnten. Zugleich kommt die Empörung hoch: „Das bilde ich mir doch nicht ein!“ Keiner möchte in die „Psycho-Schublade“ abgeschoben werden, oder was noch schlimmer wäre, den Titel des „eingebildeter Kranken“ tragen. Zumindest ist es das, was meist mit Psychosomatik in Verbindung gebracht wird. 

Dieser Widerstand ist meiner Erachten nach unnötig, denn ich kenne keinen Menschen, der nicht psychosomatisch auf Ereignisse reagiert. Nehmen wir Beispielsweise einen Gedanken der Angst macht, wie den Gedanken nachts alleine im dunkel zu liegen und irgendetwas regt sich unterm Bett. Das Gefühl nicht zu wissen, ob dieses „Etwas“ unterm Bett eklig und gefährlich werden kann, bringt den Kreislauf richtig in Schwung. Das Herz schlägt einem bis zum Hals, der Blick wird scharf, die Ohren könnten jetzt eine Fliege husten hören und jeder Muskel ist maximal angespannt, um im nächsten Moment zu kämpfen oder zu fliehen. Alle diese körperlichen Symptome finden statt, auch wenn in Wirklichkeit gar nichts unterm Bett ist. 

Das gleiche geschieht auch mit anderen Gedanken, die uns beispielsweise traurig, ängstlich, wütend machen oder anders verunsichern. Dem Körper ist es egal, ob es sich um ein Ereignis im Hier und Jetzt handelt, oder eines aus der Vergangenheit, der Zukunft oder ein frei erdachtes. Die körperliche Reaktion folgt auf dem Fuß. 

Ein kurzer emotionaler Moment ist noch kein Problem, wenn wir allerdings in einer gedanklichen und / oder emotionalen Endlosschleife festhängen, führen die hormonellen Veränderungen zu körperlichen Störungen, die Muskelanspannungen zu Haltungsstörungen und Verspannungen und das Immunsystem wird runter reguliert oder ist grundlos aktiv. 

Jedes körperliche Symptom sollte auf körperlicher Ebene untersucht werden!

Gar keine Frage! Dafür stehen der Medizin zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Es wäre fahrlässig nicht alle körperlichen Untersuchungsmethoden auszuschöpfen, um schlimmeres zu vermeiden. Die Psyche allerdings aus dem Gesamtbild zu nehmen bedeutet auch, ein kraftvolles Tool auf dem Weg zur Genesung nicht zu nutzen. Körper (Soma) und Geist (Psyche) gehören zusammen. Erst wenn Gedanken und Emotionen mit den individuell dazugehörigen körperlichen Reaktionen (somatischen Markern) in Zusammenhang gebracht werden, versteht der Mensch sich selbst und kann zukünftig viel nützlichere Entscheidungen treffen. 

Kurz gesagt

Psychosomatik ist ein Kommunikationsmittel zwischen Körper und Psyche, d.h. das Symptom – so unangenehm es uns auch vorkommt – birgt bereits die Lösung in sich. Und das machen wir uns zunutze.

Dr. med. Alexander Kugelstadt schrieb in seinem Buch über die Geschichte von Körper und Psyche:

Es ist eine Liebesgeschichte von zweien, die sich suchen, aber nie wirklich gefunden haben, weil die Kluft zwischen ihnen über Jahrhunderte tief in unsere Köpfen eingebrannt wurde

Quelle: „Dann ist das wohl psychosomatisch!“ 1. Auflage, Oktober 2020, Mosaik-Verlag

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